Gut oder gut gemeint, Teil 3: Lebensmittel retten und die Landwirtschaft unterstützen?

Heute im Angebot: Kürbis, Karotten, Wirz und weitere landwirtschaftliche Produkte, die nicht in die Normen passen oder überproduziert wurden. Und jeder kann mitmachen, ist doch super?

Serie «Gut oder gut gemeint»: Während unserer Recherchen im aktuellen Projekt «B2B Marktplatz für Lebensmittelüberschuss» sind uns einige Dinge begegnet, die aus unserer Sicht spannend für einen Austausch sind.

Aus dem Herbst ist Winter geworden, die Erntezeit und die Rettungsaktionen für Lebensmittelüberschuss haben Hochsaison. Denn die Ernte brachte in den letzten Jahren immer häufiger auch die Probleme mit überschüssigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen zum Vorschein. Die Ursachen sind unterschiedlich, unter anderem:

  • Ein Feld ist zu nass und kann mit den Maschinen nicht befahren werden, die Karotten bleiben in der Erde – eine Ernte von Hand wäre zu teuer.
  • Zur Erntezeit des Wirzes ist es zu warm, das heisst, der Wirz darf noch ein bisschen wachsen – ist dann aber zu gross für die «normalen» Verkaufskanäle.
  • Zu grosse, zu kleine, zu krumme Süsskartoffeln werden aussortiert und können in den bestehenden Handelskanälen nicht verkauft werden.
  • Sind die Produkte dann allenfalls noch leicht von Mäusen oder Würmern beschädigt, fallen sie ohnehin durch alle Raster.

Und daher heisst es aktuell wieder landauf und landab in den Zeitungen und in den Social Media: Lebensmittel retten und die hiesige Landwirtschaft unterstützen.

Die schnelle und kurzfristige Lösung: Kommt alle her und kauft dieses wundervolle Gemüse. Unterstrichen werden diese Aufrufe damit, dass dieses Gemüse viel zu schade zum Entsorgen ist und die grossen, bösen Detailhändler strenge Normen haben.

Ja, die Normen müssen sich verändern. Ja, diese Produkte sind wirklich zu schade zum Entsorgen. Aber es ist weder sinnvoll noch nachhaltig, wenn die Lebensmittelretter*innen aus allen Landesteilen anreisen und ein paar Kilo Gemüse nach Hause fahren.

Der Weg für eine nachhaltige Lösung ginge wohl in die Richtung: bessere Planung, entspanntere Qualitätsnormen und Konsument*innen – und schlussendlich eine gemeinschaftliche Lösung zur Verwertung von dem, was situationsbedingt übrig bleibt. Und ja: Einfach ist das nicht. Denn wäre es einfach, würde es wahrscheinlich schon im Ansatz gemacht.

Was meinst du dazu?
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