5 Jahre #kafigäh! ☕️

Mit der Aktion #kafigäh haben wir ab 2017 immer zu Weihnachten dafür gesammelt, dass auch Menschen mit wenig Geld sich ab und zu eine Tasse Kaffee leisten können. Was aus einer spontanen Idee entstanden ist, hat in den 5 Jahren seither mehr als nur Kaffeespenden in die Welt gebracht. Zeit für eine kleine Rückschau.

«kafigäh gehört doch zum Dezember einfach dazu!» So hatten wir es noch gar nie gesehen. Bei einem Mittagessen mit einer gemeinsamen Freundin vergangenen Herbst sinnierten wir über die nächste Durchführung und wie wir es angehen wollten. Der Ausruf unseres Gegenübers machte uns erst bewusst, wie sehr #kafigäh zu einer Tradition geworden ist – nicht nur für uns, sondern auch für unser erweitertes Netzwerk. Und so ehrlich müssen wir jetzt schon sein: Das hätten wir nicht gedacht, als das alles anfing.

Was fehlt denn einfach immer?

Olivia, die in den Vorjahren immer ein ordentliches Paket gefüllt mir Schokolade gepackt und an 2x Weihnachten geschickt hatte – «Weihnachten ohne Schoggi, das geht doch nicht!» – hielt irgendwann im November 2017 inne: Der Gedanke war zwar naheliegend. Aber was, wenn irgendetwas anderes einfach immer fehlt? Kurzerhand rief sie beim Roten Kreuz an und machte die verantwortliche Person ausfindig. Und tatsächlich: Schokolade kommt viel in den Paketen. Reis, Mehl und Toilettenartikel auch.

Was eher vergessen geht, ist «kleiner Luxus», der den meisten von uns allzu selbstverständlich scheint: Eine Tasse Kaffee am Morgen zum Beispiel. Etwas, was in unserem eigenen Umfeld kaum aus dem Alltag wegzudenken ist – manche von uns finden sogar, ohne Kaffee seien wir weder ansprechbar noch ansatzweise produktiv.

Spende deinen Kaffee!

Von der Idee zur Umsetzung war es nur ein kleiner Schritt: Ein Online-Spendenformular erstellen, eine Zahlungsanbindung einrichten; es braucht nicht viel, um in kurzer Zeit etwas auf die Beine zu stellen. Und dann ging es los:

Abbildung des ersten Instagram-Posts zur Spendenaktion

 

Und es funktionierte wie am Schnürchen. Grossartige Menschen meldeten uns zurück, wie sie an manchen Tagen lieber im Büro Kaffee machten als auf dem Weg zur Arbeit beim Take-Away vorbei zu schauen, so dass die Ersparnis der Spendenaktion zugute kommen könnte. Viele von ihnen trugen die Idee weiter in ihre Teams und Netzwerke. Der angefragte Kaffee-Lieferant offerierte uns einen Rabatt, damit fürs gleiche Geld mehr Ware zustande kam. Und die Rösterei musste kurz vor Weihnachten eine Extraschicht für uns einlegen.

#kafigäh wird erwachsen

Beflügelt und auch ein bisschen überrascht vom Erfolg und den positiven Rückmeldungen wussten wir gleich: Das machen wir wieder. Im Folgejahr professionalisierten wir unsere Zahlungsanbindungen, druckten Postkarten mit Twint-Codes zum «Schnellspenden» – die machten sich sehr gut in Sitzungszimmern und neben Kaffeemaschinen – und gewannen neue Unterstützer*innen dazu. Und auch die Bestellplanung machten wir selbstbewusster als im ersten Jahr, um die Wiederholung des Engpasses zu vermeiden. 2018 haben wir das Ergebnis des ersten Jahres mehr als verdoppelt.

2019 kamen wir im Kontext mit einem Rechercheprojekt des Vereins in Kontakt mit Food-Care Ostschweiz. Die gemeinnützige Organisation betreibt eigene Lebensmittel-Abgabestellen und wir verstanden, dass wir mit einer direkten Abgabe das Risiko von Verlusten vermindern könnten: Wenn nur die Menschen Kaffee beziehen, die auch gerne welchen möchten, reicht es insgesamt für mehr und wir können sicherer sein, dass er auch wirklich Freude macht. So begannen wir die Zusammenarbeit mit Food-Care.

Wenn Kaffee nicht mehr reicht

Ja und dann passierte uns das, was allen passiert ist im Frühling 2020. Eine globale Pandemie hat die Karten neu gemischt und wir wussten: Die kleine zusätzliche Freude ist gerade nicht das Thema. Es fehlt für ganz viele Menschen am Nötigsten – wer bisher schon nur knapp über die Runden gekommen ist, hat jetzt erst recht zuwenig.

Wir liessen #kafigäh also eine Extrarunde drehen, ganz ohne Weihnachten und mit veränderter Prämisse: Mit deinem Kaffeegeld füllst du jemandem den Kühlschrank.

 

Durch die Grundlagenarbeit der Vorjahre war die Reichweite beachtlich und wir konnten umgerechnet rund 170 Taschen voller Lebensmittel ermöglichen. Einmal mehr umfasst das «Wir» deutlich mehr als nur uns hier im Rahmen des Vereins: Zahlreiche Menschen – uns bekannt oder auch nicht – trugen das Engagement weiter und leisteten einen Beitrag an das Ergebnis.

Auf Wanderschaft

Einer davon ist Stefan Lienhard, der früh im 2021 eine Idee mit uns teilte: Er hatte vor, im Lauf des Jahres den Jura-Höhenweg zu wandern und schlug vor, dieses Projekt in den Dienst von #kafigäh zu stellen. Scherzhaft meinte er, es würde sicher seine Motivation in schwierigen Momenten erhöhen, wenn er wüsste, dass Spendengelder an seinem Durchhalten hingen. Natürlich wissen wir aber, dass sein Sinn für Solidarität und sein Vertrauen in uns die eigentlichen Wegbereiter für die Zusammenarbeit waren.

320 Kilometer weit wanderte und schwitzte er, bei unterschiedlichsten Bedingungen und auch durch so manchen Schmerz. Sein Engagement ermöglichte insgesamt weitere 400 gut gefüllte Taschen mit Nahrung für Menschen, die darauf angewiesen sind. Wir können es nicht oft genug sagen: Merci Stefan – und an alle, die unterstützt haben!

Zum Artikel: #lienuvaplus – 320 Kilometer und ein Spendenstand

Wir sind noch nicht fertig

Die Aktion #kafigäh beginnt offiziell jedes Jahr am Black Friday. Das Spendenformular ist jedoch immer offen und alle Beträge, die uns dort erreichen, gehen 1:1 weiter an Food-Care Ostschweiz.
mehralszwei.ch/kafigaeh
So isoliert, wie es begonnen hat, können wir die Aktion heute gar nicht mehr sehen. Sie hat zum Beispiel massgeblich unser Projekt Lebensmittelabgabe 2.0 mitgeprägt. Nach dem Prototyp 2020 und der regional verankerten Pilotphase in Arbon 2021 verarbeiten wir die Erkenntnise momentan in einem Leitfaden, die solche Projekte regional und autonom ermöglichen und erleichtern soll.

Mehr erfahren zur Lebensmittelabgabe 2.0

Ende 2021 haben wir nun also die fünfte «reguläre Saison» abgeschlossen. Über die ganzen 5 Jahre konnten wir insgesamt rund 20’000 Franken an Spenden sammeln und weiterleiten. Nicht schlecht für eine spontane Idee am Küchentisch seinerzeit.

Und natürlich machen wir weiter. #kafigäh gehört doch zum Dezember einfach dazu!