Aufgefallen: Singlebörse für Bananen und andere Ideen

Bananen

Zu zweit, zu dritt oder gar zu fünft werden sie gekauft. Sind sie alleine oder nur einzelne braune Stellen, bleiben sie liegen: Bananen.

Laut einem Bericht der Stuttgarter Nachrichten sind 2017 in deutschen Supermärkten rund 288 Kilo Bananen pro Minute entsorgt. Während wir die tropische Frucht lieben und im Schnitt jährlich über 10 Kilogramm davon verspeisen, sind wir ziemlich rigide, wenn es um Schönheitsideale geht.

Rechnen wir die deutschen Wegwerf-Zahlen anhand der simpelsten Methode auf die Schweiz um, nämlich proportional zur gerundeten Einwohnerzahl, dürften wir uns bei 28 kg pro Minute wiederfinden oder beispielsweise rund 13,5 Tonnen während eines 8-Stunden-Bürotags.

Das wiederum – nur vorsichtig gerechnet in mutmasslichen Arbeitstagen – ergibt eine Menge von rund 5’000 Tonnen im Jahr. Das entspricht rund  6,5% der jährlich in die Schweiz importierten Menge, was nicht unrealistisch scheint.

Wir haben uns umgeschaut, das Internet durchsucht und zusammengetragen wie der Handel (teilweise auch nur einzelne Filialen) darauf reagiert. Weil wir finden: Jede Idee ist besser, als den Überschuss einfach zu entsorgen.

Wer kauft, soll bewusst entscheiden

Unserer Recherche zeigt, dass in den letzten Jahren verschiedene Supermärkte oder Filialen einzelne Bananen, sogenannte Single-Bananen, gesondert zum Verkauf angeboten haben. So zum Beispiel bei Rewe, wo Kundinnen und Kunden die einzelnen Bananen zum gleichen Preis kaufen können und direkt noch mit der folgenden Tatsache konfrontiert werden: «Täglich sind im Lebensmitteleinzelhandel mehrere hundert Tonnen bester Bananen unverkäuflich! Warum? Sie sind Single!»

Ein anderes Beispiel haben wir letzte Woche bei einem Früchte- und Gemüsehändler in Berlin gesichtet. Braune, einzelne und angedrückte Bananen werden konequent zum reduzierten Preis angeboten – und finden so scheinbar durchaus Abnehmer.

Geschenke als Investment in die Kundenbindung

Einen anderen Weg gehen einzelne Filialen von Lidl (Deutschland, Beispiel im Bild), REWE (REWE Fürstenfeldbruck) und countdown (Neuseeland). Sie verschenken einzelne Bananen, Äpfel und Mandarinen mit Schönheitsfehlern direkt im Laden an Kinder oder alle Interessierten.

Man dürfte damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Massnahme kommt bei den Kundinnen und Kunden gut an, ohne dass zusätzliche Kosten für Promotionswaren anfallen. Wir haben nicht herausgefunden, ob es Missbrauch gibt – in begrenztem Mass wahrscheinlich schon. Allerdings dürfte dieser nicht weiter ins Gewicht fallen, das Framing als gesundes Geschenk für die Kinder im Supermarkt begünstigt wahrscheinlich die soziale Kontrolle im Laden.

Der dritte Weg: Verwerten

Bild: Die fabelhafte Welt der Bananenbrote –  NEUE WERTE

Je reifer Bananen sind, je besser eignen sie sich zum Backen. Das Unternehmen NEUE WERTE (ehemals Initiative be bananas) hat sich diesen Umstand beherzt zunutze gemacht, um einen Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung zu leisten.

Die Initianten haben es mit ihrem Bananenbrot geschafft, sich zum grössten Lieferanten dieses spezifischen Produkts für die deutsche Gastronomie zu platzieren. Mit rund 250 Bananenbroten am Tag – inzwischen in zwölf verschiedenen Sorten – können sie monatlich rund 10 Tonnen Bananen verarbeiten, die andernfalls in die Entsorgung gewandert wären (hier ein Beitrag dazu von WDR4).

 

 

Ein Herz für die Banane

Auf der Website der Bananenbrot-Manufaktur Neue Werte lesen wir: «Dabei ist die Banane die in Deutschland am meisten von Verschwendung betroffenste Frucht.» Sie ist aber natürlich bei weitem nicht das einzige Lebensmittel, das unbedacht verschwendet wird, weil der Perfektionsanspruch auf dem Markt einfach zu hoch ist.

Dennoch: Bananen legen weite Transportwege zurück und ihr Anbau ist intensiv im Wasserverbrauch. Gleichzeitig gelten sie unter den Früchten als das wichtigste Welthandelsgut, was Aufschluss über die Grösse des entsprechenden Impacts gibt. Das heisst, obwohl auch kein Aargauer Rüebli im Kübel landen sollte, nur weil es nicht makellos gewachsen ist, ist die sinnvolle Verwertung der Tropenfrüchte durchaus die Mühe wert.